Why would we climb up a hill

or wander in the desert?

Why would we sit in the archive

or touch cold ceramic?

Why are we impressed,

feel speechless, acknowledging our triumph?

On paths of the past through memory.

»Versus Eternity«

Monuments are mortal, too.

Output
Input

Versus Eternity

Thoughts on the Destruction of cultural imagery

The fragility of materialized memory is often recognized in a moment of threat. In its destruction – implying its intitial exposure, meaning archeological excavations – images of the monuments destruction can be experienced as a state of consternation, empowering its symbolic dispersal. Currently the spread of images and videos showing destructions and looting are in great demand. A destruction of second nature, dissolving the ruins once more to their dust on our screens. Cultural images are telling us about the evolutional process which humans surpassed. Their destruction is banned in the images that are leveling it up to a symbol, nowadays translated into the digital age of youtube-videos and accumulated images in the internet. The photograph of such an explosion is ripping the cultural images apart just as the explosion itself. The new composition of pixels, working as a testimony, are exhibited through a digital communication network on the screen. Those computations encrypt even more messages, that are again crumbled apart and reconstructed. This cluster of information needs to be denoted so one can understand its actual message.

Damnatio Memoriæ

digital

The ancient practice of damnatio memoriae meant to destroy the reputations of powerful ones by destroying their imagery. Translating this method to the digital age, algorithms are stepping in the place of scratching or simply modifying the surface of ones image. Analog to the structural change we are undergoing as humanity, from linearity to computation, the iconoclastic gesture of damnatio memoriae is an aesthetisized response to intersubjectivity versus subjectivity.

Bilder der Gewalt –
Gewalt der Bilder

This is war – not beauty

Images showing violence are all around us. Where are they coming from? What is their impact on our visual culture? Starting in ancient times Prof. Peter Sloterdijk is examining the history of the violent image and the violence of the image.

Devices

state of communication

The series »Devices« is putting mockups of mobile devices like smartphones, tablets and smartwatches to a closer focus in regards to digital society and communication in the 21st century. Usually mockups are applied for presentations. As digital generated models, they usually find their use in hypothethical contexts. The unrealness is inhabited and they become frameholder to imaginate a final ‚product‘. Their aura of flawless hyperrealism is mostly presented in an overesthetic void. This style of hyperrealistic imagery can be seen as the inherent distance in communication passed by and encouraged through such devices. Many studies have unfolded the effects on current social disorders, i.e. social isolation through the mobile self. In making us part of this infinite communication chain, humans are being subjectified.

Versus Eternity

The ancient civilisation of Mesopotamia followed the Tigris–Euphrates rivers and is regarded by the West to be the ‘cradle’ of civilisation. Mesopotamians lived their lives in the quest for immortality and hoped that through their structures and monuments, they could ultimately become “immortal”. As these structures disappear, through their recreation via digital media, are we helping to fulfill their ancient desires?

Reader & Viewer

selection of research results

The reader and viewer is the research collection of Versus Eternity. Simply bundled up it exposes the diverse understandings of fallen monuments in different disciplines and their connection within.

Versus Eternity –
Thoughts on
the Destruction of
cultural imagery
Damnatio Memoriæ –
Digital
Bilder der Gewalt –
Gewalt der Bilder
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of communication
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"Gespräch im Deutsch Archäologischen Institut mit Margarete van Ess"

van Ess: Es ist selten, dass unsere Themen überhaupt, egal ob positiv oder negativ, in die Hauptnachrichten kommen. Wenn sie es schaffen – ist es schon ein ganz schönes Statement und das was an sonstiger Berichterstattung, nicht nur zu dem Thema Palmyra, sondern auch was es vorher zu Nimrud und Hatra, gab, war meiner Einschätzung nach gewaltig. Ich hatte alles voll mit Nachrichten, die dazu gekommen waren, weil ich ja auch diejenige bin, die hier für den Irak das eben sammelt und bewerten muss. Ich empfinde das Medienecho eigentlich als sehr gewaltig. Es ist immer ein gewisser Ausschnitt und erreicht ein bestimmtes Publikum und mit Sicherheit nicht alle. Ich finde es – muss ich ehrlich sagen – nicht ganz so schlimm. Natürlich ist es ist entsetzlich was da kaputt gemacht wird – auf der anderen Seite gab es hier aus der »Profiwelt« so viele Reaktionen darauf und zwar so gitanischer Art, dass ich das Gefühl hatte da verschieben sich die Dimensionen. Die kümmern sich mehr um dieses antike Kulturgut, als um die Menschen, die da ganz massiv leiden oder umgebracht werden und sie kümmern sich auch quasi überhaupt nicht um die mitteralterlich bis neuzeitlichen Stätten, also religiöse Stätten, Gedenkstätten – egal was, aber etwas, das den Menschen da Identität bedeutet. Keine Erwähnung. Nichts. Dass man Palmyra herausstellt und eben die beiden anderen archäologischen Stätten – keine Frage es ist schlimm das sie zerstört werden, aber dass es so prominent hervorgehoben wird, gegenüber dem Anderen – das fand ich fast debütant.

Inwiefern provoziert so etwas radikale Gruppen?

van Ess: Ich würde schon sagen, dass bei der ersten Geschichte, also der Zerstörung von dem Museum in Mosul und der Stadtmauer von Ninive, ein Austesten waren was da machbar ist. Am Fall Nimrud konnten wir das relativ gut beobachten. Es gab Anfang März letzten Jahres die Meldung die Stätte sei zerstört worden. De facto ist es aber erst, also Nimrud zumindest, Anfang April zerstört worden. Das können wir über Satelittenbilder gut nachweisen und das sieht ein bisschen so aus, als würde man gucken was man da für eine Medienwirkung erreichen kann. Die westliche Welt, zumindest die Kulturschaffenden sind auch voll darauf eingestiegen. Die Vermienungen haben, soweit ich weiß, ab Mai stattgefunden, nachdem ISIS das Gebiet erobert hat. Es gab aber auch vorher schon Zerstörungen durch verschiedene Gruppierungen, die alle da etwas gemacht haben – das Militär hat Schützengraben gezogen, teilweise quer durch die Ruine, da sind vorher schon die Turmgräber ausgeraubt worden, und, und, und… Man kann es nicht alles in eine Richtung schieben. Sondern es ist ganz vielfältig. In Syrien ist dies im Moment ganz wunderbar zu erkennen, weil überall wird zerstört – keineswegs nur im Isis-Gebiet. Gut, ich bin Wissenschaftlerin, insofern liegt mir sehr daran, dass man differenziert darauf schaut und nicht auf die Propagandageschichten der einen oder der anderen Seite reinfällt.

Sie haben die Rolle der Medien in diesem Zusammenhang erwähnt. Welche Art von Medienecho würden Sie sich im Bezug auf die Zerstörungen wünschen?

van Ess: Das lässt sich so nicht sagen und es ist fast müsig, darüber zu spekulieren, weil die Medienlandschaft frei ist. Die Medien können letztlich reagieren wie sie wollen. Wir würden uns natürlich immer wünschen, dass es sich um eine reflektierte Berichterstattung handelt und die Berichtserstattung muss es geben.Das Thema tot zu schweigen bringt auch nichts. Aber einen Aufschrei zu forcieren, obwohl man nicht weiß worum es jetzt genau gegangen ist, kann total kontraproduktiv sein. Auf der anderen Seite weiß ich natürlich auch das Presse davon lebt. Sie berichtet in der Sekunde, in der etwas passiert. Wenn man dann nicht die Zeit hat zu verifizieren und keiner von uns hätte damals sagen können was wirklich passiert ist. Weil wir alle erstmal gucken mussten, wo kommen die Nachrichten eigentlich her und wie kann man das überprüfen. Das ist die Krux an der Geschichte, fast im ganzen isis-Gebiet, haben wir keine adäquate Quelle. Wir haben die Propagandafilme von isis. Die kann man benutzen oder man kann auch sagen wir wollen sie nicht benutzen. Ich nehme mal an damals als Palmyra gerade zerstört wurde war das genau der Grund warum es keine Bilder/Bewegtbilder gab. Man will die isis Propaganda nicht einsetzen und was anderes haben wir nicht.

Der Bau der Stadtmauer von Uruk steht im Gilgamesh-Epos für den Unsterblichkeitsdrang des Protagonisten. Heute kolidiert er in der Reproduktion von z.B. zerstörten Monumenten mit der Frage nach Authenzität. Wie stehen Sie dazu?

Dann muss man tatsächlich immer fragen, was machen wir denn hier eigentlich unsterblich? Wir Archäologen und Bauhistoriker, die in der Region und an diesen Orten gearbeitet haben, kennen die Ruinen teilweise in einem ganz anderen Zustand. Persönlich habe ich noch nie in Palmyra gearbeitet, aber wir haben Fotos hier, aus den 50iger Jahren – da sieht Palmyra ganz anders aus, seitdem wurde es restauriert durch die Syrische Antikenverwaltung. Dieses Recht hat natürlich die Syrische Antikenverwaltung um den Ort besser begreifbar zu machen für die Besucher, aber was wir da jetzt gesehen haben, was zerstörrt worden ist, ist eben nur in gewissen Teilen wirklich original und da müssen wir dann wirklich unterscheiden: ist es eine Ergänzung und trägt es zur Authentizität bei oder verfälscht sie eben diese. Das sind also ganz viele Fragen, die eigentlich so nicht beantwortet sind. Und wir Archäologen würden auch immer noch sagen, wenn man das Ganze jetzt 3D reproduziert, dann ist das eine Erinnerung an den Ort, genauso wie das ein Foto war, aber es hat eigentlich alles verloren, was es an Informationen getragen hat. Wir haben keine Informationen mehr zum Stein, zur Qualität der Arbeit, dazu sind die Fotos in der Regel nicht detailliert genug. Man kann eben nicht mehr ›Hineinzoomen‹. Ein Baugeschichtler zum Beispiel, schaut nicht von vorne auf ein Gebäude drauf, sondern der kriecht hinter die Steine um zu sehen, wann da wer etwas verändert hat. Das sieht man erst wenn man im Detail betrachtet ob es eine Bauveränderung gegeben hat. Sowas sieht man normalerweise nicht von Vorne – nur aus dem Inneren eines Gebäudes heraus. Das ist alles weg. Insofern ist das für uns natürlich kein Orginal mehr, wie für niemanden, aber für uns ist es auch nicht mehr authentisch. Nun ist die Frage ob wir diejenigen sind, die den Authentizitätsbegriff überhaupt definieren sollten? Ich frage dann aber auch weiter, wer sollte ihn definieren? Im Moment sieht es für mich so aus, als würde diese Aufgabe wieder im wesentlichen aus dem Westen definiert werden. Konkret gesagt, durch Institutionen wie die der Unesco, die eigentlich für die gesamte Welt stehen. Die ganze Definition davon wie ein Baudenkmal auszusehen hat und zu behandeln ist – kommt aus dem Westen. Das heißt, diejenigen die sich Gedanken darum machen und sagen, wie etwas für die Welt dargestellt werden soll – kommen wieder aus einer alten europäischen Idee des Kulturguterhaltes. Ich frage mich dann, wie sehen das die Leute vor Ort. In der Regel völlig anders.

Könnten Sie das genauer erläutern?

van Ess: Vor Ort handelt es sich da um ein Zwischending. Zum einen Stolz auf das Wiederhergestellte, weil man es leichter begreift. Stolz darauf, dass es sich in der eigenen Region befindet, aber das Monument als solches spielt nicht so die Rolle. Es ist eher das Gesamtensemble, der Gesamtblick, fast schon ein historisierend-romantischer Blick drauf. Aber eben nicht nur auf das Gebäude als solches. Interessant war für mich zu sehen – ich habe die Fragen natürlich auch mehrfach mit Kollegen im Orient diskutiert – dass die Reaktion, ob man solche Monumente reproduziert und anders aufstellt, häufig Entsetzen ist. Die erste Reaktion lautet dann meistens: »Jetzt nehmen sie uns auch das noch weg. Da muss man ja gar nicht mehr in unsere Länder fahren. Das ist doch wahrscheinlich alles was sie wollten.« Dazu kommen die ganzen Verschwörungstheorien, inwieweit der Westen an der ganzen Misere schuld ist. Das hat mich überrascht, aber man muss die Gedankengänge ernst nehmen. Sie sind sicherlich nicht zutreffend, also für mich ist das nicht vorstellbar, dass sie zutreffend sein könnten, aber es ist eine Reaktion dort vor Ort. Wenn Reproduzieren und Wiederaufbauen, dann an der Stelle wo es gewesen ist. Und nicht irgendwo, denn dann wird das Monument aus seinem Kontext gerissen — im Prinzip eine Madonna, die in ein Museum verfrachtet wird und nicht mehr in der Kirche steht. Viele Fragen hängen an dem Thema. Ich glaube aber auch nicht, dass man sie mit dem Anspruch auf Korrektheit oder Wahrheit beantworten kann.

Wenn man als Archäologe in die dortige Realität einsteigt und solche Reaktionen sammelt, dann frage ich mich was man für Projekte wie die des »Digital Archaeology Institute of Oxford« übrig hat?

van Ess: Schwer zu sagen. Ich glaube es hängt stark davon ab, in wie weit man die Bewohner oder Interessierten aus den Ländern und Regionen, wo die Zerstörungen stattfinden, miteinbezieht. Wenn wir das hier einfach nur machen für jemanden oder für die Erinnerung der Welt an etwas, ist es eine westliche Aktivität, die mit der Region nicht viel zu tun hat.

Genau.

van Ess: Also im Prinzip gibt es da einen sehr geregelten Arbeitsablauf. Anreise ist das Eine. In der Regel gestaltet sich der Arbeitsrhytmus anders als hier. Wir fangen mit dem Morgengrauen an, um das Tageslicht so gut wie möglich auszunutzen und vorallem die klimatischen Verhältnisse einzukalkulieren. Selten fahren wir zu den idealen Jahreszeiten, weil wir mit vielen Studierenden zusammen arbeiten und die hängen an den Semesterferien. Das ist dann für uns die heiße Jahreszeit.
Also früher wurde in Syrien im Hochsommer gearbeitet mit Temperaturen bis zu 45 Grad. Man arbeitet draußen und körperlich und endet mit der Mittagshitze. Wir arbeiten nie alleine, sondern immer mit Einheimischen. Sei es, dass sie angestellt sind, als Arbeiter, die dann nämlich die tatsächliche physische Arbeiten machen, weil wir in der Regel gar nicht der Lage dazu sind einen ganzen Tag zu hacken und am Boden zu arbeiten. Wir arbeiten dazu auch immer mit der örtlichen Antikenverwaltung zusammen, d.h. es ist eine gemischte Gruppe und es kommt zu interessanten gruppendynamischen Bildungen. Man arbeitet am Grabungshaus, dass kann in der Pampa oder in Stadtnähe sein. Die Nachmittage sind damit gefüllt, dass wir alles dokumentieren, was sich über den Vormittag angehäuft hat.

Bringen Sie die Fundstücke mit nach Deutschland oder lassen Sie die vor Ort?

van Ess: Die Architektur bleibt natürlich an der Stelle an der sie ausgegraben wurde. Dann kommen ganz viele Objekte aus diesen Grabungen heraus, meist in der Form von Scherben – Scherben von Keramik, kleineren Tonobjekten, Steinen, die mit ins Grabungshaus genommen werden und werden dort dokumentiert, mittels Zeichnungen, Fotografien, Beschreibungen. Die Objekte bleiben danach ebenfalls alle im Gastland. Davon kommt nichts hierher.

Seit wann gilt diese Bestimmung?

van Ess: Das ist ganz unterschiedlich und hängt vorallem von den unterschiedlichen Antikengesetzgebungen ab. Im Irak besteht die Regel seit 1969. Vorher galt dort eine sogenannte Fundteilung, da kamen also 50 Prozent der Dupletten zu uns und der Rest kam ins Bagdad Museum. Ich muss gestehen, mir fehlt das genaue Datum dafür in Syrien, aber es spielt sich im gleichen Zeitrahmen ab. Das lag daran, dass man sich in den 60ern und 70ern darüber bewusst wurde, wie stark man sich mit der Geschichte einer Region beschäftigt und dass das eben mit der Region zusammenhängt und nicht mit Objekten, die irgendwo interessant in einer Ausstellung aussehen. Dazu kann man sich die ganzen Unesco Konventionen anschauen. Zu diesem Zeitpunkt wird das definiert. Jedenfalls lassen wir die Fundstücke vor Ort und nehmen lediglich Proben mit, die wir aufgrund, der einfacheren administrativen Wege und der sehr guten Analysezentren in Deutschland, hier untersuchen. Das ändert sich allerdings gerade, wie man an der Türkei sieht, die stark in eigene Analysezentren investiert. Wir wissen nie was sein kann, deswegen arbeitet man bei einer Grabung durch. Manchmal kann man überhaupt nicht mehr hin, wie man jetzt sieht und insofern sollte man die Dokumentation abgeschlossen haben.

Wohin richtet sich Ihr Blick als Archäologin? In die Zunkunft?
In die Gegenwart oder in die Vergangenheit? Für was arbeiten Sie

van Ess: Wenn ich beantworten soll, warum man sich überhaupt mit der Vergangenheit beschäftigt dann würde ich immer sagen, weil es unseren Blick dafür weitet, was Menschen im Laufe der Jahrtausende entwickelt haben und was es schon alles gegeben hat. Wir stehen damit ein wenig gegen den Glauben, dass es dauernd Fortschritt gibt. Wir können nachweisen wo es Einbrüche, Rückschritte und große Pausen gegeben hat. Das heißt, wir relativieren sehr stark, dass was wir so, als Normalbürger, meinen, es würde immer besser werden. Wir es in der Regel nicht unbedingt. Ich glaube schon, dass der Blick auf die Vergangenheit ziemlich viel zur Gesellschaft beitragen kann. Das kann zum Toleranzbegriff beitragen und eben auch zum Fortschrittsglauben. Es kann uns aufzeigen, dass das System in dem wir leben nicht unbedingt das Alleinseelige ist. Wir wissen das Kapitalismus gegen den Kommunismus stehen kann aus unserer näheren Vergangenheit. Aber es gibt auch andere menschliche Zusammenlebensweisen und all das hat seine Gültigkeit. Insofern empfinde ich unsere Arbeit als extrem zukunftsweisend, aber wir arbeiten natürlich ausschließlich mit Blick auf die Vergangenheit.

Nabi Younis, eine Grabstätte in Mosul, ist ebenfalls ein Kulturdenkmal, das zerstört wurde im letzten Jahr. Als religiöser Wallfahrtsort war dieser Ort eine lebendige Stätte. Wie ist das Verhältnis der Bewohner vor Ort zu einer solchen Zerstörung im Vergleich zu unserem distanzierteren Erleben eines solchen Ortes?

van Ess: Ich glaube schon, dass die Zerstörung einer solchen Stätte ein sehr einschneidendes Erlebnis vor Ort ist, weil das was an grausamen Dingen jetzt da unten passiert und dabei geht es nicht nur um die Vertriebenen, Versklavten und Umgebrachten, sondern auch um diejenigen die bleiben dürfen, weil sie der richtigen Seite des Islams angehören in ihrem Leben so stark beschnitten werden, dass sie hoffnungslos sind. In solchen Zeiten wendet man sich meist der Religion zu und man orientiert sich an anderen Identitätsstiftern zu und Nabi Younis war ein solcher Ort. Nabi Younis hat eine große Signalwirkung bekommen, weil es eben eine sunnitische Moschee ist, die da in die Luft gejagt wurde. Aus der Sicht der Islamisten war es aber genauso niederträchtigt, da es eine Gedenkstätte für einen Propheten war und das geht nicht. Das ist alles ›shirk‹. Diese Zerstörungen waren also für die dort Ansässigen viel verherrender, als wir das hier wahrnehmen. Für uns ist das die Zerstörtung eines Gebäudes auf einer historischen Stätte und nicht die eines Identitätsortes. Die Idee das sich westliche Forscher für den Vorderen Orient interessieren folgt aus dem Beschaffen von Objekten aus diesen Regionen um Museen wie das Louvre oder das British Museum auszustatten.

Emotionale Frage: Wie stark empfindet man als Archäologe den Wunsch zu agieren, wenn Grabungsorte an denen Ihr Institut beteiligt ist, zerstört werden?

van Ess: Wir hängen sehr stark an unseren Grabungsstätten. Wir wollen immer agieren. Gerade Uruk, »meine Ruine«, deswegen weil ich seit 1982 dort hinfahre, ist für mich eine zweite Heimat. Wenn dort was passiert, würde mich das extrem treffen. Ich weiß von Kollegen, die in Syrien gearbeitet haben, dieses Empfinden für ihre Grabungsstätten teilen. Wir versuchen dann so weit wie möglich Unterstützung zu leisten, auf jeglicher Ebene. Das fängt auf einem hohen Level, wie dem der Unseco, an, indem man versucht auf die Politik einzuwirken. Das geht weiter zu den lokalen Antikverwaltungen, die nach wie vor überall existieren. Die treten ja nicht aufgrund eines Konfliktes ab, nein, die Personen gibt es und die sind auch zum Teil noch vor Ort. Wir sind vorallem noch in direkten Kontakt mit unseren Wächtern. Wenn ich jetzt z.B. an Uruk denke, habe ich auch schon in den 90ern, wo es sehr schwer war, den Kontakt immer gehalten und sein Gehalt gewährleistet. Egal wie krisenhaft das war und das gibt ihm wiederum Stärke.Seine Familie und sein Stamm wissen, da kommt was. Für mich bedeutet das einfach nur, einen Mitarbeiter nicht im Stich zu lassen. Die Sekundärwirkung ist klar. Wir hängen daran und ich glaube Menschen, die in Palmyra gearbeitet haben, wie Herr Schmidt-Colinet... Ich weiß nicht, wie er das empfindet, dass Palmyra in die Luft gesprengt wurde.

Liegt man falsch, wenn man glaubt, dass einem Institut in solchen Situationen die Hände gebunden sind?

van Ess: Natürlich, wir sind ja keine Militärs und keine Politiker. Wir halten uns bewusst aus politischen Haltungen raus, da Archäologie eine Wissenschaft ist, eine die große Akzeptanz findet, dadurch das sie eben nicht in moderne Gegebenheiten reinspielt. Das ist für uns unendlich wichtig, da wir auf der einen Seite gebundene Hände haben und der anderen Seite die Möglichkeiten besitzen, dann noch zu agieren, wenn die politische Ebene nicht mehr funktioniert, weil wir sind harmlose Buddler. Insofern würden wir uns als Institut nicht hinstellen und Deklarationen herausgeben.

In einem früheren Interview, stellten Sie die These auf, dass Archäologie Zerstörung sei. Wie meinten Sie das?

van Ess: Wenn wir ausgraben, finden wir etwas. Meist eine Schicht oder Architektur oder eben Objekte. Die Objekte werden dem Boden entnommen, d.h. sie werden aus ihrem Kontext entfernt. Die Architektur wird freigelegt und ist dann entweder Wind und Wetter ausgesetzt und innerhalb von 2-4 Jahren kaputt, weil es Lehmziegel ist oder ein altes Material, was das nicht mehr aushält oder wir räumen es sogar weg um an die Schicht darunter zu gelangen. Deswegen zerstören wir bewusst und daher liegt der Dokumentation auch eine solche Wichtigkeit bei. Wir müssen wirklich zusehen, dass wir jedes kleines Detail dokumentieren. Das wandelt sich durch die Entwicklung der Dokumentationstechniken. Das hat sich ja in den 120 Jahren unserer Disziplin geändert, was dokumentiert worden ist. Ich würde die Archäologie mit der Spurensicherung der Kriminalpolizei vergleichen. Ich achte eben darauf, ob ich auf einem Lehmfußboden in einem früheren Haus einen gelben Fleck finde. Das ist dann meistens der Urin vom Vieh. Der lässt sich analysieren. Ich achte auf jeden Holzkohlenrest, der lässt sich datieren. Ich kann kleinste Knochen dafür verwenden, die chemische Zusammensetzung zu dem Zeitpunkt in der Region zu rekonstruieren und daran justieren, was die Menschen gegessen haben. Es ist also wahnsinnig wichtig die Details im Blick zu behalten, trotzdem ändert das nichts daran, dass wir die Probe aus dem Boden nehmen und damit eigentlich den Orginalkontext zerstören. Man darf das schon tun, und das tun wir jeden Tag in unserem Alltag. In dem wir was verändern, zerstören wir de facto das Ältere. Das gehört zum Leben und ist eine Selbstverständlichkeit. Man muss das nur bewusst machen.

Weil es den Berufsethos stärkt?

van Ess: Nein, weil es klar macht, dass eine Ausgrabung ohne Dokumentation eben eine komplette Zerstörung ist. Ein Verlust zu 100 Prozent. Raubgrabungen sind deshalb auch so fürchterlich. Nicht das sie das Objekt haben, was sie dann verkaufen, sondern dass alles zerstört wird bei diesem Rausrupfen aus dem Boden, was noch von dem Ort erzählen könnte. Sie können auch keinen Mord aufklären, wenn die Straßenreinigung über den Tatort fährt, weil es hübscher ohne die Blutlache aussieht.

"Self Interview Conan Schmigel Parsons"

The civil war in Syria began in spring 2011, which paved the way to an unchecked rise to power of religiously extreme groups. Some of these extremist groups, after gaining a stable hold in their region, came to look upon the art and architecture of the ancient world as heretical, as idols to false deities, which made them targets for destruction as a form of religious cleansing and psychological warfare against those whom now found themselves impotent to do anything other than to watch.

The best known of these extremist groups, Islamic State, had already been operating in this fashion in Iraq: the world was shocked by the ransacking of Mosul Museum, and they made sure as many people as possible saw the destruction that they wrought. Enter Project Mosul, a group of university graduates from across Europe, whom intended to use photos of artefacts from the museum to create 3D models of the pieces with the ambition of creating a virtual museum. People that didn’t have the opportunity to see the real items themselves could then see the virtual ones in their own homes. To make a good model you need a lot of photos. Preferably over 60% of an overlap between photos to get a shape that’s not distorted. So yes, a lot. This technique of model making is called photogrammetry.

Originally intended for use on specific objects, photogrammetry was an ideal technique for museum exhibitions, but it also works for larger subjects too. I know, I use the technique at my day job all the time.

I work for a commercial archaeology company in the UK and usephotogrammetry to record archaeological structures, features and burials; generating 3D models for clients, government officials, or even just for presentations. I was inspired by Project Mosul, as I hope many others are. It’s like a passive resistance to the psychological war being beamed at us through news channels and social media, a virtual finger being flipped at people destroying cultural heritage. This is what I thought as I watched in disgust as I saw the destruction at Palmyra, yet another world heritage site on a large list that could not be saved. Parts of the site not being destroyed by IS themselves were being destroyed by air strikes from foreign military powers.

So to start Palmyra Photogrammetry I also needed a lot of photos and the first place I turned was the internet. I had quite a lot of good ones, but a lot of them had been through Photoshop or been passed between photo sharing sites in various ways which had removed information embedded in the photos. This meta data includes information such as ISO, shutter speed, aperture etc. for each photo which is used to estimate distances, as more photos are aligned with each other the estimations become more accurate, angles and shapes are then calculated from these measurements. The measurements are saved as a point cloud, which is used to make a wireframe model of the subject and then a merged photo is overlain on the mesh to make the final model. Without this information any models seem to come out like a curve screen television.

Being a bit disheartened by the difficulty in finding suitable digital photos my friends and colleagues encouraged me to start a social media campaign (currently on shared on Facebook, tweeted on Twitter, and disseminated by other common interest groups), networking slowly but surely across the globe from Australia to Brazil. To date I have around 4000 photos (Over 15GB), and have started making prototype models. This is where I have started running in to more issues: after running tests on small parts of site I realised that my computer equipment was no longer capable of running cutting edge software. So a colleague from the Institute of Archaeology at Oxford University helped me set up a crowd funding page with a modest target for IT equipment and software licenses, the company I work for lent me one of their newer laptops to tithe me over until my target is met (the laptop has only ran out of memory a couple of times, but I’m hanging in there).

My crowd funding target was later reduced after BAJR users suggested I ask Agisoft (the company behind the software I use, Photoscan Professional) to provide me with a software license, which they did due to the humanitarian nature of my work. Other companies haven’t been so generous: a few companies that have about 7000 stock photos of Palmyra between them have both offered me a special license to use their photos, at £10 a photo. I’m not a qualified mathematician but I don’t think I can afford that. I’ve also had copyright issues, signing copyright for photos from my biggest individual supporter, Professor Meyer of Bergen University, whom provided me independently with 8GB of photos (and the best map possible of the site which I can use to scale and orientate my models.), others have just refused copyright through fear of talking to solicitors.

I try and keep my contacts up to date with progress, with new prototype models, trials and tribulations. These regular updates help to spread my network, casting the net wide as I fish for more interest and photos, getting the attention of Project Mosul, enquiries from PhD students whom are writing papers that touch upon 3D reconstruction or conflict archaeology. I have also been approached by Erin Thompson, Assistant Professor of Art Crime at John Jay College of Criminal Justice.

The ultimate outcome of Palmyra Photogrammetry is to produce a complete representation of the site in 3D. It is possible that this ambitious goal won’t be achieved, however I am confident that individual buildings such as the Temples of Bel and Baal-Shamin, the amphitheatre and tetrapylon etc. will be recreated in in their relative positions and gaps can be filled in by other methods, with the aid of other groups such as Project Mosul. I’m still receiving photos and enquiries all the time, from academics and tourists alike (I like the tourist photos, they always seem to get bits and pieces that academics can miss, the down side is I sometimes end up masking out camels and travel toys from the shots so that they don’t appear in my models).

When I have done as much as I can for Palmyra I intend to take a well earned break and then use my equipment on another project or otherwise help out Project Mosul. But I still have so much to do.